Unternehmensnachfolge

How To Unternehmensnachfolge – Wenn der Nachfolger feststeht: Wie eine frühzeitige Bewertung den Generationswechsel erleichtert?

Die Unternehmensnachfolge ist einer der bedeutendsten und emotionalsten Schritte im Leben eines Unternehmers. Es geht nicht nur um den wirtschaftlichen Wert eines Betriebs – sondern um Vertrauen, Verantwortung und den Wunsch, das eigene Lebenswerk in gute Hände zu übergeben.

Gerade dann, wenn ein Nachfolger bereits feststeht – sei es aus der Familie, der Belegschaft oder extern – wird oft ein entscheidender Punkt übersehen: Die frühzeitige Bewertung des Unternehmens.

Sie ist mehr als eine Zahl – sie schafft Orientierung, sichert die Finanzierung und schützt Beziehungen. Warum das so ist und wie eine Bewertung konkret hilft, zeigt dieser Beitrag – inklusive eines realitätsnahen Fallbeispiels.


Warum gerade jetzt eine Bewertung entscheidend ist

In der Praxis wird die Bewertung häufig erst am Ende des Nachfolgeprozesses durchgeführt – etwa kurz vor dem Notartermin oder wenn eine Bank Finanzierung verlangt. Das Problem daran: Dann ist es oft zu spät für eine echte Planung.

Eine Unternehmensbewertung sollte nicht den Schlusspunkt, sondern den Anfang einer strukturierten Nachfolge bilden. Denn:

  • Sie zeigt, ob die Preisvorstellungen von Übergeber und Nachfolger realistisch sind.
  • Sie gibt dem Nachfolger Planungssicherheit – z. B. für Kredite, Förderprogramme oder Beteiligungsmodelle.
  • Sie hilft, rechtzeitig steuerliche und rechtliche Optimierungsmöglichkeiten zu prüfen.
  • Und sie schafft Raum für einen gleitenden Übergang, z. B. durch eine gestreckte Zahlung, Earn-Out oder schrittweise Übergabe.

Was viele Unternehmer unterschätzen: Der Wert eines Unternehmens kann sich in wenigen Jahren erheblich verändern – durch Markttrends, Investitionen, Personalengpässe oder regulatorische Entwicklungen. Eine frühzeitige Bewertung hilft, Zeiträume besser zu nutzen – statt unter Druck handeln zu müssen.

„Hätte ich das früher gewusst, hätte ich einiges anders gemacht.“ – Diesen Satz hören wir häufig von Unternehmern, die zu spät in den Nachfolgeprozess einsteigen.


Klare Fakten schaffen – für beide Seiten

Eine Unternehmensbewertung bringt nicht nur Transparenz in die Zahlen, sondern Schutz für das Vertrauen. Das gilt besonders, wenn die Nachfolge innerhalb der Familie oder aus dem Management erfolgt.

Gerade in diesen Konstellationen ist die emotionale Fallhöhe groß:

  • Eltern möchten dem Kind keine Bürde auferlegen, aber auch nicht „verschenken“.
  • Kinder haben Respekt, aber auch wirtschaftliche Interessen – etwa, wenn eigene Familien gegründet oder Immobilien finanziert werden.
  • Banken verlangen Zahlen, nicht Gefühle – egal, wie gut das Verhältnis ist.

Eine fundierte Bewertung schafft hier eine neutrale Gesprächsbasis. Sie beantwortet objektiv:

  • Was ist das Unternehmen heute wert?
  • Welcher Teil davon ist Substanz – welcher beruht auf Zukunftserwartungen?
  • Wie viel Eigenkapital benötigt der Nachfolger, wie viel kann über Finanzierung gedeckt werden?

Außerdem lassen sich mit einer Bewertung Streitigkeiten mit Geschwistern oder Miterben vermeiden, da der Unternehmenswert nachvollziehbar und belegbar ist – z. B. bei Erbregelungen oder Pflichtteilsverzicht.

📌 Wichtig: Das Ziel ist nicht, den „bestmöglichen Preis“ rauszuholen – sondern eine tragfähige und faire Lösung für beide Seiten.


Unternehmensnachfolge

Fallbeispiel: Wie Familie Huber (geändert) die Nachfolge erfolgreich geregelt hat

Die Huber GmbH ist ein mittelständischer Maschinenbaubetrieb im süddeutschen Raum. Gründer Johannes Huber (62) wollte die Firma an seine Tochter Lena (34) übergeben, die bereits seit sieben Jahren als Prokuristin im Unternehmen arbeitet.

Ursprünglich planten beide eine direkte Übergabe – der Vater nannte „eine runde Zahl“, Lena nickte. Doch die Hausbank stellte die Frage: „Wie genau kommen Sie auf den Wert?“

Das war der Wendepunkt. Die Familie entschied sich, eine professionelle Unternehmensbewertung durchführen zu lassen. Dabei kam heraus:

  • Die Substanz (Immobilie, Maschinen, Lager) war höher als erwartet.
  • Der Gewinn war in den letzten Jahren leicht rückläufig – was sich im Ertragswert niederschlug.
  • Der faire Marktwert lag ca. 20 % unter dem ursprünglich genannten Wunschwert.

Statt Frustration schuf das Klarheit. Die Familie einigte sich auf ein Modell mit gestrecktem Kaufpreis, einer abgesicherten Rente für den Vater und einem Bankdarlehen für Lena, das durch die Bewertung besser verhandelt werden konnte.

Heute leitet Lena das Unternehmen mit ihrem Team erfolgreich – und der Vater ist als Berater im Beirat aktiv. „Die Bewertung war der Schlüssel zur Einigung – ohne sie hätten wir uns vielleicht zerstritten,“ sagt Lena Huber rückblickend.


Welche Methoden eignen sich bei der Unternehmensnachfolge?

Im Nachfolgekontext werden häufig folgende Verfahren kombiniert:

1. Ertragswertverfahren und Discounted Cash Flow

  • Stellt die langfristige Ertragskraft in den Fokus
  • Besonders relevant bei stabilen Gewinnen

2. Substanzwertverfahren

  • Bewertet Maschinen, Immobilien, Lager etc.
  • Gibt Mindestwert (Verkehrswert bei Fortführung)

3. Multiplikatorenverfahren

  • Marktbasierter Vergleich (z. B. 6x EBITDA)
  • Schnell einsetzbar und liefert einen Wert der der Marktlage entspricht

Praxis-Tipp: Die Kombination dieser Methoden ergibt eine belastbare Wertbandbreite – insbesondere dann, wenn emotionale oder steuerliche Aspekte eine Rolle spielen. – Mehr erfahren Sie in unserem Leitfaden zur Unternehmensbewertung


Vertrauen stärken – Finanzierung sichern

Die Unternehmensbewertung ist nicht nur intern wichtig – sondern auch für externe Parteien:

  • Banken benötigen fundierte Werte zur Kreditvergabe.
  • Förderprogramme setzen klare Bewertungsgrundlagen voraus (z. B. KfW-Unternehmerkredit, Nachfolge-Bonus).
  • Steuerberater und Rechtsanwälte brauchen eine belastbare Basis zur Planung (Schenkung, Erbfolge, Betriebsübergabe).

Eine professionelle Bewertung zeigt dem Umfeld:

„Dieser Übergabeprozess ist gut vorbereitet und wirtschaftlich durchdacht.“

Das schafft Vertrauen – bei Geldgebern genauso wie bei Mitarbeitern und Kunden.


Fazit: Bewertung als Fundament für eine gelungene Übergabe

Die Unternehmensbewertung ist keine lästige Pflicht, sondern eine strategische Grundlage für jede Nachfolge. Sie verhindert Missverständnisse, sichert Beziehungen und ermöglicht tragfähige Lösungen – besonders wenn der Nachfolger bereits feststeht.

Die Bewertung zeigt nicht nur, was das Unternehmen wert ist – sondern auch, warum. Sie ist der Startpunkt für offene Gespräche, faire Verhandlungen und nachhaltige Entscheidungen.

Weitere Informationen zur Unternehmensbewertung im Kontext der Unternehmensnachfolge finden Sie bei der IHK – Unternehmensbewertung – IHK Frankfurt am Main